Negativzinsen in Deutschland
Eine Chance für Immobilieninvestoren?
Die EZB (Europäische Zentralbank) hat den Einlagezins bereits vor mehreren Monaten auf minus 0,5 Prozent gesenkt. In den vergangenen Wochen wird es vermutlich trotzdem dem ein oder anderen Deutschen den Atem verschlagen haben.
Große Banken darunter die Sparkasse und andere Genossenschaftsbanken in einzelnen Städten und Landkreisen, haben offiziell mitgeteilt, einen Strafzins auf Einlagen zu erheben.
Was bedeuteten Negativzinsen überhaupt?
Negativzinsen bedeuten, dass Bankkunden Geld an die Bank zahlen, dafür dass sie Guthaben bei der Bank „parken“. Laut neusten Daten der Bundesbank handelt es sich mittlerweile um 23 Prozent aller deutschen Geldinstitute, die negative Zinsen auf Sichteinlagen privater Haushalte berechnen. Bei Unternehmen ist die Zahl noch größer: 58% der Geschäftsbanken meldeten bereits im September einen Durchschnittszinssatz im negativen Bereich. Das entspricht in etwa 79% des Sichteinlagenvolumens von Unternehmen bei deutschen Banken.
Termineinlagen bleiben bislang weitesgehend verschont
Die Termineinlagen werden im Verhältnis zu den Sichteinlagen deutlich weniger stark negativ verzinst – sowohl bei Privat- als auch bei Firmenkunden. Auf etwa 19% der Termineinlagen von Unternehmen und nur 1% der Termineinlagen von Privatleuten werden nach neuesten Angaben Strafzinsen erhoben. Da die Abrufung von Termineinlagen in den meisten Fällen an Fristen gebunden ist, liegt die bessere Verzinsung dieser Gelder nahe. Die Volumina beziehen sich wohl gemerkt auf die angelegten Summen und nicht auf die Anzahl der Sparer.
100.000€ Freigrenze
Nicht jeder ist unmittelbar vom Strafzins betroffen. Die meisten Geldinstitute erheben die Negativzinsen erst ab einem Guthaben von 100.000€ oder mehr. Das wiederum bedeutet, dass die neuen Regelungen vor allem vermögende und superreiche Bankkunden treffen werden. Vereinzelte Banken greifen jedoch bereits ab dem ersten eingezahlten Cent zu. Beispielsweise hat die Volksbank-Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck in den letzten Wochen mit Negativzinsen auf Tages- und Festgeld auf jeden beliebigen Guthabensbetrag für Schlagzeilen gesorgt und auch andere Institute ziehen nach.
Nach Lagarde werden sich Negativzinsen noch verschärfen
Die neue EZB-Chefin Christine Lagarde gab in einem Interview kürzlich preis: „Es gibt eine Grenze, wie weit und wie tief man in den negativen Bereich vordringen kann […] es gibt bei allem einen Boden, aber den haben wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erreicht.“ Aufgrund derartiger Äußerungen liegt die Vermutung nahe, dass schon bald auch der Leitzins in den negativen Bereich (aktuell: 0%) abrutschen könnte.
Auswirkungen auf die Immobilienwirtschaft
Immobilieninvestoren spielt die aktuelle Zinsentwicklung ganz besonders in die Karten, da durch den niedrigen Zins die Immobilienpreise nahezu überall steigen. Das wirkt sich äußerst positiv auf die Wertsteigerung und die Rendite von Immobilien aus. Zudem bietet die aktuell vorherrschende Marktlage die Möglichkeit zu sehr günstigen Konditionen zu finanzieren. In den letzten 20 Jahren wurden durchschnittlich 3 Prozentpunkte mehr Zinsen auf Investitionskredite erhoben als heute.
Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in Immobilien zu investieren?
Diese Frage können auch wir Ihnen nicht mit 100% iger Sicherheit beantworten. Wer sich jedoch an den Trends der vergangenen Jahre und den Zukunftsaussichten von Branchenexperten wie beispielsweise Gerald Hörhan orientiert, wird feststellen, dass die momentanen Bedingungen des Marktes durchaus lukrativ genutzt werden können.
Vorsichtig sollten Anleger allerdings bei sehr hoch (Überfinanzierung) und lang (20-30 Jahre) angesetzten Finanzierungen sein. Kurzfristig kann die Rentabilität bei einer langjährigen Tilgungsvereinbarung zwar hoch sein, mittel- und langfristig ist das Risiko einer Reduzierung der Wirtschaftlichkeit jedoch nicht unwesentlich.